RTF Silschede oder "Belgisch-holländische Hügelstrecken im Ruhrgebiet"

Am Samstag den 18.07.2015 stand die RTF "Tour de Ruhr" in Silschede auf dem Plan. Mit Blick auf die baldige Abreise gen Frankreich, habe ich meinen Kumpel Philipp, der mit nach Frankreich fährt, überreden können, die Form einmal abzuklopfen und die 150er Tour zu fahren. Freilich nicht nach dem Motto "Gib Kante", sondern in einem etwas entspannteren Tempo - immerhin sollte diese Tour nicht nur ein Distanz-, sondern auch ein Höhenmeterrekord für ihn darstellen.





Besonders wegen letzterem Punkt, den Höhenmetern, fand, und finde ich diese RTF immer noch, äußerst spannend. Und so beschlossen Philipp und ich uns am Start um 9:30 zu treffen. Angepeilte Zeit für die Strecke: vor Kontrollschluss ankommen und sich nicht hetzen lassen. Ich fuhr die knapp 16.5 Kilometer mit dem Fahrrad und Punkt 9:35 fanden wir uns, erledigten die Formalitäten und gingen auf die Straße. Und so begann die (Tor)Tour de Ruhr. Die Streckenführung ging in Richtung Wengern, machte allerdings eine Schleife über Albringhausen, die einen Blick auf das schöne Ruhrgebiet erlaubte. Das Foto wurde allerdings am Vortag aufgenommen, durch Zufall entdeckte ich die bereits hängenden Schilder und folgte ihnen - das Wetter war aber auch am heutigen Tag keinen Deut schlechter, wie der Sonnenbrand es verrät (mal wieder die Sonnencreme vergessen, obwohl ich sie dabei hatte... Immerhin!):

 




Die oberen Fotos zeigen die Strecke in Albringhausen, während das untere den Blick der Oberstüterstraße offenbart:



Auch sehr schön ist der Blick von der Rauendahlstraße auf das Ruhrtal:



Auf wenig befahrenen Strecken ging es Richtung Hohensyburg und es warteten somit auch die ersten beiden nennenswerten Hügel. Südlich von Schwerte aus wurde dann die Schleife für die 150er-Tour gefahren, die weniger hügelig, aber umso windiger war. Voller Freude ging ich in meiner Rolle als Domestik auf und gab Philipp Windschatten. Andersherum wäre mir aber trotzdem lieber gewesen. Aber gut, sehen wir es als Training an! Und Gegenwind formt ja bekanntlich den Charakter. Das einzige was nervig war, waren die Sprüche vom Hintermann: "Ich merk hier nichts vom Wind, was hast du denn?" Dennoch war die Strecke an dieser Stelle sehr schön und führte zumeist auf kleineren Straßen durch die Pampa und lud zum Tempobolzen ein, auch wenn hier immer wieder kleinere Hügelchen die Geschwindigkeit kurzfristig drosselten. Richtig fies wurde es meiner Meinung nach dann so ab Kilometer 75, nördlich von Hohensyburg. Ein Hügelchen jagte den nächsten, wie auf dem oben dargestellten Profil zu sehen ist.

Und mit der Zeit fingen diese richtig an weh zu tun. Auch der Hintermann fing langsam an zu ächzen, hielt sich aber tapfer. Und so wurde jede Kontrollstelle zu einem ausgiebigen Wiederauffüllen der Glykogenspeicher genutzt, mit anderen Worten: Wir haben gefuttert wie die Scheunendrescher, leider waren wir schon etwas im Hintertreffen, was die Zeit anging und so waren nicht immer Bananen en Masse vorhanden... Schade, ich hab Bananen doch zum Fressen gerne!

Wieder auf dem Ruhrdeich angekommen und nach zahllosen Ministeigungen, die maximal "Kackwellen" waren, ließen wir uns von einem Schild, welches wie die Schilder von Silschede in Rot und Weiß gehalten waren, in die Irre führen. Prompt landeten wir bei irgendeiner Baufirma und waren zunächst ein wenig verwirrt, bis und das Malheur auffiel. Nun ja. Mit zunehmender Distanz geht leider auch die Konzentration flöten, wie später noch einmal deutlich werden sollte.

Auf den nächsten Kilometern gab es wieder Steigung um Steigung: Rauendahlstraße, Hammertal mit Bergstraße und diverse kleine Steigungen - an sich kein Problem, aber auf Dauer taten die Dinger immer mehr weh! Parallel zum Wodantal verlief die weitere Strecke ins Ziel und zeichnete sich vor allem durch seine penetrante Steigung (Bin ich eigentlich bescheuert in die Alpen zu fahren?!) auf, aber auch durch die Tatsache, dass immer wieder bergab ging, nur, um dann wieder zu steigen. Hab ich schon angedeutet, dass das auf Dauer verdammt weh tut? Langsam wurde das ganze zu einem kleinen Laktaktgemetzel. Hätte gestern doch eine Pause machen sollen und nach der 150er vom Donnerstag eine kleine Pause einlegen sollen. Bin aber am Freitag noch mal 60 Kilometer gefahren. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. Aber dann kam ja Gott sei Dank eine kleine Pause:





Kurz nach der letzten Kontrolle, 19 Kilometer vor dem Ziel, und einem ausgedehnten Pläuschchen mit den dort anwesenden Herren, versagte das Schaltwerk von Philipp. Ich würde darauf tippen, dass vielleicht ein Kettenglied zu wenig auf der Kette war und unter Vollspannung geschaltet wurde. Wie dem auch sei, ich wieder zurück zur Kontrolle, den netten Herren Bescheid gesagt, die sogleich mit Werkzeug im Auto ankamen (das ganze passierte in etwa 500 Meter hinter der Kontrolle, maximal) und sich an die Arbeit machten. Da zu viele Köche den Brei verderben und sich meine Kenntnisse in Reparatur relativ in Grenzen halten, habe ich lieber ein Foto der Reparaturversuche gemacht:




Die drei Kerle haben es zusammen auch wieder hinbekommen und so konnte die Tour weitergehen, munter bergauf und bergab. Zurück im Ziel stellten wir fest, dass wir definitiv die letzten waren. Nicht schlimm, im Gegenteil: Der Kuchen musste weg und wir durften uns für lau bedienen! Danke dafür noch einmal an dieser Stelle an die netten Damen und Herren! Während Philipp seine Sachen ins Auto lud, wollte ich mich auf den Weg machen. War aber leider schon etwas unkonzentriert und anstelle von 16 Kilometer bis nach Hause, machte ich noch mal 25 Kilometer. Dumm, wenn der Nacken weh tut, man den Kopf gesenkt hält und einfach nur auf die Fahrbahnmarkierung achtet. Nun ja, immerhin konnte ich so noch ein wenig über den Ruhrdeich Bolzen. Doch vor allem die vielen Hügel (insgesamt 8 Berge der Kategorie "4" nach STRAVA und unzählige kleinere Hügelchen) erinnerten mich an Rennen wie das Amstel Gold Race oder andere Rennen in den Niederlanden und Belgien. Auch wenn zu diesen Rennen noch 100 Kilometer fehlen und noch einmal die doppelte Anzahl an Höhenmetern. Chapeau an die Fahrer dieser Rennen!

Zu Hause dann Grillen und den sich über die schöne Strecke und das gute Training freuen. Ich glaube, ich sollte mehr Hügel trainieren... Aber vor allem Philipp kann sehr stolz auf sich sein, die Runde so gut hinter sich gebracht zu haben! So sind wir uns jetzt sicher, dass die Alpen machbar sind. Und zum Abschluss noch einmal das gesamte Profil der heutigen Tour:


Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen