RTF Eslohe

Am Samstag, den 08.08.2015 steht der Sauerland eXtreme Radmarathon an. Es war also an der Zeit, mal zu schauen, was die Beine so sagen, wenn man sie auf Tempo auf einer profilierten Strecke herausfordert. Und was bietet sich da besser an als eine RTF mit dem Namen "Hochsauerlandklassiker"? Zumindest das Profil versprach schon von vornherein, dass diese Tour spannend werden würde.



Also wurde Samstag morgen das Auto beladen, neben mir fuhren noch zwei Vereinskollegen mit, und es ging auf die Reise ins Sauerland. Kurz vor 9 trafen wir auch ein und während wir gerade auf dem Parkplatz das Auto entluden und die Laufräder wieder an den Rädern befestigten, hörten wir vom Start, der etwas oberhalb des Parkplatzes gelegen war: "So, in fünf Minuten geht es los! Ich denke, die sind jetzt auch schon um und ich wünsche allen eine gute Fahrt!" Dummerweise fiel mir zu diesem Zeitpunkt auf, dass ich zwar den Herzfrequenzmesser dabei hatte, nicht jedoch den Brustgurt. Schade eigentlich, vor allem auf den letzten 40km hätte mich mein Puls brennend interessant. 

Während die ersten Fahrer also schon auf die Strecke gingen, meldeten wir uns an. Der Dritte im Bunde war leider nicht im Besitz einer Wertungskarte, weshalb er sich in die Schlange einreihen musste, die ziemlich lang war! Reger Besuch also im Hochsauerlandkreis und kurz darauf wurde auch ein zweites Team mit der Aufgabe betraut, Fahrer ohne Wertungskarte abzuwickeln. Und binnen weniger Minuten hatte sich die Schlange auch schon aufgelöst. 

Die ersten 29km liefen problemlos, dann kam die erste Kontrollstelle. Was hier zu sehen war, war aller Ehren wert: Das Team des RSC Hochsauerland schmierte im Akkord Stullen, als wir ankamen, waren bereits keine Bananen mehr da. Gut, Nutella-Schnitten tun es auch. Also einmal den Magen vollgeschlagen und weiter ging es. 

Bis Kilometer 45 in etwa ging es munter hoch und runter. STRAVA nach zu urteilen hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits drei kleinere Berge mit der dort bemessenen Kategorie "4" hinter uns gebracht und auch so verlief das Profil meist wellig. 

Kurz nach Bad Fredeburg begann das das in etwa 15 Kilometer lange Teilstück bis hinauf zum Kahler Asten. Bereits hier bemerkte unser jüngstes Mitglied in der Truppe, dass es wohl nicht sein Tag sein sollte - die ersten Krämpfe waren da. Nach kurzer Pause wurde sodann der Kahler Asten in Angriff genommen und die Gruppe teilte sich auf, wir sahen uns erst wieder auf der Kuppe - leider bin ich, wie ich im Nachhinein feststellen musste, denn Berg etwas übermotiviert angegangen. Aber dazu später mehr. Oben angekommen war ich zumindest noch gut gelaunt und guter Dinge, wie gut ich den Berg hochgekommen bin. Die Zeit oben wurde genutzt, um das hiesige Angebot an Bananen massiv zu dezimieren (Acht Stück!), während das dort eingesetzte RTF-Team mit Sprüchen wie "Wer mehr als drei Banenen isst, kriegt heute keinen Sex mehr!" versuchte zu verhindern, dass nicht zu viel gegessen wurde. Freilich nicht ganz ernst gemeint! Oben war die Gruppe dann auch wieder vereint und auch die Aussicht war nicht von schlechten Eltern:




Die folgenden Abfahrt bis nach Oberkirchen war auch sehr gut zu nehmen, da die Straßen in gutem Zustand waren. Nur zwei kleine Mängel hatte die Abfahrt: Erstens die Querrillen an zwei Stellen, die die Abfahrt etwas holprig machten, zweitens den Autofahrer, der uns erst aus seiner Einfahrt herauskommend die Vorfahrt genommen hat (nichts passiert) und uns dann auch noch mit einer Wischwasserdusche bedachte. Bei dem Wetter genau das Richtige, wenn die Intention des Fahrers nicht eine andere gewesen wäre. Manchmal wünsche ich mir eine Dashcam, Erst Vorfahrt nehmen und dann noch Nötigung... 

Der auf STRAVA bezeichnenderweise genannte "Galgenstraße Climb" war für den schon von Krämpfen geschüttelte Mitfahrer sowas wie der "Scharfrichter". Und er war nicht die einzige Person, die an diesem kleinen, giftigen Anstieg zu kämpfen hatte. So wählte Rennradfahrerin auch kurzfristig den Halt an der Leitplanke, um die Beine hochzulegen und sich von ihren Krämpfen zu erholen. Die folgende Kontrollstelle bei Schmallenberg wurde aber noch gut erreich und der jüngste im Bunde mit seinen Krämpfen wählte die leichtere Heimfahrt in der Gruppe, in der eben genannte Dame mit Krämpfen auch mitfuhr. Auch machte er nach 110 Kilometern Schluss, was in Anbetracht der Krämpfe wohl auch die bessere Wahl war. 

Und auch ich wünsche mich auf der 40-Kilometer-Schleife, die die 150er Tour besiegelte, ein ums andere Mal ins Ziel. Eine neue Streckenführung im Gegensatz zu den Jahren davor (mein Teamkollege berichtete mir), führte uns von Eslohe nach Obersalwey, von dort Fehrenbracht, Fetter, Obervalbert und wieder zurück nach Eslohe. Diese Schleife sieht im Höhenprofil wie folgt aus:



Und das hat mir beinahe das Genick gebrochen. Die ersten 10 Kilometer bis zur Kontrolle in Obersalwey verliefen durchgehend leicht ansteigend und mit Gegenwind versehen. Ohne meinen Vereinskollegen, der als Schrittmacher fungierte, wäre ich an dieser Stelle umgekehrt. Aber irgendwie war die Motivation da und so fuhr ich weiter, angetrieben vom Tempo meines Vordermanns. Der erste Berg war noch in Ordnung, obgleich ich schon merkte, dass die Beine langsam aber sicher alle waren. Auf dem Weg zum zweiten Berg sank meine Durchschnittsgeschwindigkeit allerdings immer weiter und die Rampe in den letzten Teil des letzten Berges musste ich immer schnell zwischen Wiegetritt und im Sitzen fahrend nehmen, da sonst ein Krampf gedroht hätte. Ich konnte ihn aber noch umgehen, gerade so. Wäre der Berg 100 Meter länger gewesen oder noch ein Berg dieses Kalibers gekommen, hätte ich Besuch vom Männchen mit dem Holzhämmerchen bekommen.

So hatte ich Glück und die kommende Abfahrt half mir bei der Regeneration. Der Weg nach Eslohe wurde dann mit einem Schnitt von mehr als 30 Km/h genommen und so war schnell das Ziel erreicht. Wurst, Cola und eine Bank zum Ausruhen taten ihr übriges. Nichtsdestotrotz schlief ich auf der Heimfahrt ein - keine Sorge, ich bin nicht gefahren!

Abschließend noch ein paar Punkte, weshalb die Strecke, meiner Meinung nach, unbedingt empfehlenswert ist:
  1. Landschaftlich war die Strecke wirklich reizvoll. Immer wieder gab es Blicke über die Täler, hinauf zu verschrobenen Bergen, auf Flüsse und Bäche. Leider hatte ich nicht immer Zeit zu fotografieren, da mein Handy zur Datenaufzeichnung zweckentfremdet wurde (Polar ist in Reparatur), aber ich hoffe, dass sich das mit der Rückkehr meiner Polar ändert.
  2. Die Art der Strecke: Nicht eine einzige Ampel behinderte den Weg. Viele Straßen, auf denen kaum etwas los war. Nur auf dem Kahler Asten und auf der Abfahrt war deutlich mehr los, ansonsten hatte man mehr oder weniger seine Ruhe. Unglaublich toll so zu fahren!
  3. Das reichhaltige Essen! Hungern musste man an keiner Stelle und die Auswahl war, wie bis jetzt bei jeder RTF, sehr zufriedenstellend: Kuchen, Brot mit Nutella/Griebenschmalz (letzteres nicht mein Fall), Bananen, Äpfel und natürlich - bei den warmen Temperaturen, reichlich zu trinken.
  4. Die Herausforderung. Berge und Wellen en masse prüfen die eigene Form unerbittlich und können einen doch an die Grenzen bringen!

Wenn ihr also die Chance im nächsten Jahr habt, dann fahrt mit! 


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