Donnerstag, 27. August 2015

Tag 8 - der höchste Alpenpass und der Mt. Cenis

Insofern die letzten Tage langsam aber sicher anfangen ihren Tribut zu fordern, haben wir uns entschieden mit dem Auto bis kurz vor Bonneval-sur-Arc zu fahren, einem herrlichen, kleinen Dorf, welches am Fuße des Col de l'Iséran liegt und auch in der Liste der "Schönsten Dörfer Frankreichs" zu finden ist. Hier mal ein paar Eindrücke des Dorfes:


Der Anstieg zum Iséran selbst ist für mich schlicht und ergreifend eine der schönsten Auffahrten, die es gibt. Dies offenbart sich vor allem nach dem ersten steileren Stück, in welchem man ordentlich an Höhe gewinnt, eine Kehre nach der anderen nimmt und durchgehend von Paraglidern begleitet wird. Nach dem ersten Kehrenpanorama und dem herrlichen Blick auf den Gletscher auf der anderen Seite und dem Dörfchen Bonneval, eröffnet sich nun die Hochebene des Iséran. Die Steigung ist moderat bis maximal 10%, aber die Aussicht... Bilder können es nicht ausdrücken und doch versuche ich es hier mal mit ein paar Impressionen:



Zu Beginn der Kehren eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf Bonneval-sur-Arc, das Tal, die umgebenen Berge und die Gletscher.
Dies ist der Blick, den man hat, sobald man die ersten Kehren hinter sich gebracht hat und die Hochebene sich vor einem eröffnet. Irgendwo da hinten zwischen den beiden Bergen befindet sich die Passhöhe.
Hier haben wir bereits die Hochebene erreicht und den Fluss überquert, wir fahren den Berg weiter hinauf bis zur nächsten Kehre und haben dabei einen herrlichen Ausblicke auf weitere Bergmassive und deren Gletscher!


 Nicht nur ist der Berg einfach schön, sondern auch ziemlich ruhig. Im Gegensatz zu den bisherigen Bergen, war dieser wirklich wenig befahren. Abgesehen von einigen Fahrradfahrern. Zusammen schnauft man nun den Berg immer weiter hinauf, entlang eines Felshanges, schönen Blumen mit satten Farben, so satt, dass sie wie gemalt aussehen, und einem Wasserfall. 

Lustige Anekdote: Reinhard ist diesen Pass vor Jahrzehnten bereits einmal gefahren. Als wir auf einen Tunnel zufuhren, meinte dieser, dass wir definitiv keinen Tunnel durchqueren müssen. Als wir vor dem Tunnel waren, den wir freilich durchqueren mussten, fragte ich ihn, ob er außenherum klettern will! Lachend musste er gestehen, dass er den wohl verdrängt hatte. Aber der Tunnel war auch nur 30 Meter lang, man kann ihn also leicht vergessen bei all der Schönheit. 

Nach dem Tunnel überquert man wieder den kleinen Fluss per Brücke und fährt wieder links am Hang entlang. Dieser Weg zieht sich nun gerade bis zur vorletzten Kehre. Die Straße zieht sich weiter gerade nach oben, bevor sie sich ein letztes Mal nach rechts um den Fels windet und man die Passhöhe erreicht. Diese letzte Passage ist eklig. Zumindest empfand ich es so, da die Steigung nach nichts aussah, aber man immer langsamer trat. Der Blick auf den Garmin zeigte dann, warum: mehr als 10%. Vor der letzten Kurve habe ich dann trotzdem noch die dicke Mühle aufgezogen und bin im Unterlenkergriff die letzten Meter gesprintet. Der Pass muss doch gebührend gefeiert werden! Oben hat man, natürlich, einen herrlichen Ausblick:


Die Abfahrt ist gut, hat einige Passagen, die gut einsehbar sind und auf denen man gut das Rad laufen lassen kann. Allerdings muss ich hier noch darauf verweisen, dass man die Kälte oben nicht unterschätzen sollte. Meine erste Amtshandlung auf einem Pass war immer das Anziehen der langen Jacke. Reinhard tat dies nicht und fing an, sich den Iséran runter bei 60km/h zu schütteln... Ich war hinter ihm und das war kein schöner Anblick. Er konnte das Rad zum Glück noch fangen. Aber nach dem Anblick war die Leichtigkeit dahin.

Unten in Bonneval wieder angekommen schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und suchten die örtliche Fromagerie auf und haben uns für den Abend mit Käse und Wein eingedeckt - der Beaufort, die Käsespezialität des Mauriennetals ist einfach herrlich! 

Wir entschlossen uns noch den Mont Cenis zu nehmen und fuhren über einen kleinen Zwilling des Col de la Madeleine und nahmen von Lanslebourg aus, die Auffahrt zum Cenis in Angriff. Da für den nächsten Tag schlechtes Wetter angesagt war, kachelte ich den Berg so schnell rauf, wie ich konnte. Leider wurde meine Zeit ein wenig vom Gegenwind beeinträchtig. Aber es war schön, einfach mal Gas zu geben - auch wenn am nächsten Tag doch noch gefahren werden sollte, aber dazu später mehr. 

Knapp 1 Kilometer vor der Passhöhe erahnte ich dann schon, dass es kalt werden sollte: wir fuhren direkt in eine Wolke hinein. Die Temperatur sank von 25 Grad auf 10 Grad. Oben angekommen verschanzte ich mich hinter einer Steinmauer und wartete auf unser Begleitfahrzeug, was kurze Zeit später ankam. Selten war ich so froh über eine Heizung... Den Weg zum hinter dem Cenis liegenden See haben wir uns geschenkt, die Sicht war mittlerweile auf 25 Meter beschränkt und wir fuhren wieder ins Tal - in dem übrigens nichts davon zu merken war und es weiterhin bullenheiß war. Die Berge sind schon echt spannend!

Auf der Rückfahrt erlebten wir dann noch eine Dummheit der besonderen Art: eine Straße musste repariert werden und war nur noch einspurig, die Ampelschaltung recht lang. Wir bekamen Grün, auf der anderen Seite fuhr ein Reisebus über Rot und schon war der Stau perfekt. Wir konnten uns gerade noch so dran vorbei mogeln, aber ich glaube, die standen da noch mindestens 2 Tage, bis sich das wieder aufgelöst hatte... 

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