Montag, 31. August 2015

Tag 9 - Glandon und Croix de Fer


Samstag bin ich den Mont Cenis hochgebolzt. Das Wetter für Sonntag wurde als gewittrig und regnerisch beschrieben und ich schrieb die Chancen sehr gering ein, noch einmal zum Radfahren zu kommen. Am Sonntagmorgen sahen die Wetterberichte etwas besser aus. Erst ab dem Mittag sollte es anfangen zu regnen. 

Also zogen Reinhard und ich uns morgens an. Zum Radfahren. Mut zur Lücke. Der Glandon... Unser Hausberg. Die Straße, die hoch führt, keine 500 Meter entfernt. Und wir hatten es partout nicht geschafft, ihn zu fahren. Aber es kam, wie es kommen musste. Wir holten die Räder aus der Blockhütte, es fing an zu regnen. Heftig. Die Stimmung war am Arsch. Es wurde wieder etwas weniger. Vielleicht nur ein Schauer? Reinhard wollte das Wagnis nicht eingehen. Zu groß die Gefahr in ein Gewitter zu kommen. Ich war angezogen. Keine Lust mich umzuziehen. Das wäre eine Niederlage gewesen. Eine herbe Niederlage. Also: Mut zur Lücke. Los geht's. 2 Kilometer im Berg, erwartete mich dieser Anblick:


Blauer Himmel. Gerade noch geregnet und ich fahre auf blauen Himmel zu. Verdammt, kann man so ein Glück haben? Schnell das Bild an Reinhard weitergeleitet, kurz darauf machte er sich auf den Weg mich einzuholen. Beim Warten habe ich mit dem Handy und den Filtern herumgespielt, hier das Ergebnis:


Gemeinsam ging es dann nach oben. Und verdammt, dieser Berg hat es in sich. Bis zum ersten Flachstück war der Berg regelmäßig, gut zu fahren, nicht zu steil. Ein paar Kehren. Schöne Landschaft. Was will man mehr? Nach dem Flachstück ging es aber richtig zur Sache. Und wie. 
Hier das besagte Flachstück
 Am Glandon gibt es einen Fußballplatz. Schon bei der Auffahrt mit dem Auto haben wir diesen Punkt als Knackpunkt ausgemacht. Denn ab hier geht es richtig rund. Die letzten 5-6 Kilometer haben durchschnittlich(!) 10%. Mal mehr. Mal weniger. Das "weniger" bringt nichts mehr, es tut alles weh. Das "mehr" macht alles nur noch schlimmer. Die letzten vier Kilometer bin ich permanent im Wiegetritt gefahren. Ich kam mir vor, wie eine Lokomotive: heftig schnaufend und immer im selben Takt zu mir selbst sagend: "Ich kann es schaffen, ich kann es schaffen, ich kann es schaffen..." Nach all den Touren nagte ich wirklich an den letzten Kraftreserven. Leider bringen die Bilder nicht im entferntesten herüber, wie hart die letzten Kehren sind. Zumal keine Bilder davon existieren. Mit Verlaub: Fotos waren das Letzte, woran ich gedacht habe.



Oben angekommen hatte ich wirklich das Gefühl, einen harten Brocken hinter mich gebracht zu haben. Und dabei überschreitet er nicht mal die 2.000 Meter...! Er ist aber wirklich, wirklich hart. Eklig. Mit am ekligsten. Von der Härte her... Mit dem Izoard gleichzusetzen. Steil, einfach nur sausteil.


Natürlich haben wir dann auch noch die 2.5 Kilometer in Angriff genommen und den Col de la Croix de Fer auch noch erobert. Zählt aber irgendwie nur so halb, dem Empfinden nach. Die Auffahrt mit dem Glandon macht 21.5 Kilometer. Die Auffahrt von Saint-Jean-de-Maurienne sind 29 Kilometer. Von Rochetaille sind es 32 Kilometer. Das sind noch mal ganz andere Kategorien. Und verdammt unryhtmisch. Aber man muss sich ja auch noch was für die Zukunft bereithalten!



Oben am Pass habe ich dann wiedermal ein wenig mit dem Handy und den Filtern gespielt, da mein Mitstreiter mit dem Schießen von Fotos beschäftigt war. Eines meiner Lieblingsfotos, muss ich gestehen.


Die Abfahrt war unglaublich eklig, immer diese Gegensteigungen. Die letzten 10 Kilometer habe ich dann noch mal alles rausgehen: 35er Schnitt. Danach war Essig. Gott sei Dank hatte ich das Privileg eine Massage danach zu erhalten... Montag zickte dann auch das Knie. Aber es war ja Ende. Ein gelungenes Ende. Der letzte Pass ist auch noch gefallen.

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