Freitag, 4. September 2015

Passo della Foppa aka "Mortirolo" - Name ist Programme!

Mort. Dieses Präfix ist nicht umsonst im Namen des Berges. Scheiß die Wand an. Das kann man nicht anders sagen. Aber dazu gleich mehr. Erst einmal muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Eigentlich wollte ich den Gavia noch machen. Eigentlich. Dies ist vor allem ärgerlich, da er als besonders schön gilt. Aber der Reihe nach.

Der Wecker ging morgens um 5 los. Bei dem, was ich mir vorgenommen hatte, sollte ich früh losfahren, damit ich früh wieder im Hotel bin. Immerhin muss ich heute packen, da es morgen weiter nach Bozen geht, wo der Treffpunkt für die Dolomiten-Reise von Quäldich.de ist. 

Als ersten Startpunkt hatte ich mir eine kleine Stadt namens Cepina ausgesucht. Auf dem Weg dorthin musste ich freilich über das Stilfserjoch und ich muss sagen, dafür hat es sich schon gelohnt. So früh morgens herrscht da eine wirkliche Stille, nichts los. Schöne Szenerie, vor allem mit der aufgehenden Sonne! 

In Cepina angekommen parkte ich auf dem Friedhofsparkplatz am Ortsausgang, stieg aus und - verdammt, war das kalt! 6 Grad! Also alles angezogen, was ich dabei hatte, Fahrrad zusammengebaut, los geht's. Bis ich irgendwann zwei Dinge bemerkte: 1) Warum geht es hier bergauf und anscheinend über den Berg? und 2) Das ist nicht die Richtung in die ich muss. Handy raus. Keine vernünftige Anbindung bis nach Mazzo/Tovo gefunden, wieder zurück zum Auto, alles wieder zusammengebaut und die 25 Kilometer bis nach Tovo di Sant'Agata gefahren. Wieder am Friedhof geparkt, der auch noch direkt am Beginn des Anstiegs liegt und rauf da. 

Ich würde ja gerne etwas über die Aussicht sagen, aber ich hab eigentlich nur den Asphalt vor mir gesehen und mein Vorderrad. Die ganze Zeit geht es einfach permanent mit 10% und mehr bergauf. Leck mich fett. Es ist einfach ein großer Unterschied zwischen dem Erleben und dem Sehen auf einem Höhendiagramm. Es ist einfach mörderisch. Brutal. Es ist immer schwierig mit den Superlativen, vor allem auch im Hinblick auf die anderen Berichte und die Berge, die ich gefahren bin. Aber Stand jetzt kann ich definitiv sagen: Das ist mit Abstand der härteste Berg, den ich bisher gefahren bin. Nicht der Galibier, nicht der Madeleine, nicht der Chaussy nach Télégraphe und Galibier, nicht der Agnel, nicht der Izoard. 

Die Steigung ist einfach nicht zu beschreiben. Ich habe bei mir in der Nähe die "Gräfin-Imma-Straße", die in einer Kurve richtig ordentlich anzieht, ein richtiger Steher. So ist der Mortirolo durchgehend. Nach fast 9 Kilometern kommt dann die erste Erholung und verdammt, die hat man dann auch nötig. Zu dem Zeitpunkt tat mir schon alles weh: Knie, Rücken, sogar die Fußknöchel taten vom ewigen Wiegetritt weh! In der kurzen flachen Passage konnte ich zumindest ein paar Fotos machen, auch, weil sich hier endlich der Wald lichtet und man ein wenig mehr sehen kann:

Was dann allerdings kommt ist einfach nur tödlich. 21% Rampen über mehrere 100 Meter, wenn man Glück hat, dann sackt es mal auf 15% ab. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich hier aus Sicherheitsgründen abgestiegen bin. Der Asphalt wurde mit der Steigung zusammen extrem schlecht und der Grip schon mäßig. Dann kamen allerdings noch so Rillen hinzu, die das Wasser ableiten sollen. Diese waren aber nicht einfach in die Straße gefräst, wie die ganze Zeit schon, sondern mit Metall verstärkt. Durch den Regen der Nacht und der noch nicht auf den Hang scheinenden Sonne, waren die Dinger verdammt rutschig. 3x habe ich mich fast auf den Bart gelegt. Beim 4. Mal habe ich, in Anbetracht der Tatsache, dass 10 Meter weiter die Kehre war, entschieden, dass es besser ist zu schieben. Mich auf die Nase legen will ich definitiv nicht! Hier ein paar Bilder von der Kehre: 

Danach wurde es, im Vergleich dazu, geradezu harmlos, man biegt auf die offizielle Streckenführung von Mazzo hinauf zum Pass ein, macht noch 6 Kehren bei 11-15% und wuchtet sich nach oben. Oben angekommen wartete eine Kuhherde, die fröhlich Musik machte und ist einfach nur froh, dass es vorbei ist. Das war auch der Punkt, an dem ich entschieden hatte, dass ich den Gavia definitiv nicht mehr machen werde. Mit den Schmerzen noch mal 19 Kilometer bergauf... Nein. Leider nicht.

Wobei: vorbei ist es nicht wirklich... Die Auffahrt ist keine Freude und die Abfahrt auch nicht. Hab die offizielle Strecke nach Mazzo gewählt, die Hände immer an der Bremse. Laufenlassen ging aus zwei Gründen nicht: 1) die vielen Kehren, die enge Straße und der schlechte Asphalt und 2) ließ man die Bremsen nur einmal kurz los, ging das Rad ab wie Schmitt's Katze. In Verbindung mit 1) kein Vergnügen... Somit taten mir, unten angekommen, nun auch noch die Arme weh. 

Im Auto habe ich erstmal 30 Minuten, nachdem ich alles verladen hatte, gepennt. So fertig hat mich der Berg gemacht. Unglaublich. Den Berg muss man einfach einmal erlebt haben, wenn man bescheuert genug ist, den hochzufahren.

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