Mittwoch, 30. September 2015

Tag 6: Sellaronda - Qual, die pure Qual!

Der Tag fing an, wie der gestrige aufhörte. Mit einem süßen Frühstück. Berliner mit Vanillefülling. Hab mich wieder fett gefuttert. War keine tolle Idee. Schon nach den ersten Tritten auf dem Rad war mir klar, dass das nicht mein Tag werden sollte. Zudem war das Wetter unglaublich kalt. Ab einer gewissen Höhe hatte es auch geschneit. Die erste Gruppe, die direkt hoch auf den Valparola gefahren ist, stand auf dem Gipfel im Schnee. Die Wettervorhersagen waren nicht so pralle und meine vorabendlichen Pläne (die lange Runde + Campolongo, mindestens!) wurden dann durch eine Entscheidung der Guides zerstört: die Sellaronda sollte gefahren werden. Nach den ersten Tritten: perfekte Entscheidung.

Auch morgens war das Wetter wie an den Tagen vorher schon sehr verhangen...


Bis zu der eigentlichen Sellaronda mussten wir bereits einen kleinen Berg erklimmen, der bei STRAVA mit "Salita di Merda" angegeben ist: "beschissenener Aufstieg", soweit mein Italienisch reicht. Und genau so hat er sich auch angefühlt. Bis Arabba ging es relativ flach weiter, dann aber rauf zum Campolongo. Es tat einfach nur weh. Es hat sich gezogen. Ich wurde überholt. Stellenweise habe ich damit kokettiert, umzudrehen... Aber auch der Campolongo wurde irgendwann erreicht. 

Zumindest war die Aussicht hinter dem Campolongo schön. In Kolfuschg machten wir in einem Café eine erste kleine Pause und die Cola brachte mich so langsam aber sicher wieder auf Trab. Als ob ich an dem Morgen nicht schon genug Süßigkeiten gefuttert hatte. Aber das schwere Gefühl im Magen ging langsam aber sicher und es ging bergauf. Das Grödnerjoch war dann nicht mehr so die Qual, aber es war immer noch kalt. Und schlammig. Beim Passfoto abgerutscht und zack, die kompletten Cleats waren voller Dreck und Schmutz... Ergebniss: schlechtes Hereinkommen in die Cleats und die Laune wurde, trotz besserer Beine, auch nicht besser.
Knappe unterhalb des Passes,

Auf dem schönen Weg zum Grödnerjoch











Oben war das Grödnerjoch ein richtiges Leckerchen, schöne, weite Kehren, breite Straße. Leider aber auch viel Verkehr... Ich frag mich ja immer, wie die Leute in den Autos die Aussicht und die Natur genießen können, während sie ihr dickes Auto mit Müh und Not den Berg raufscheuchen und dabei CO2 noch und nöcher in den Himmel blasen...

Passschild und Bergwelt.
Die Gruppe bei der Pause

Das Übliche!






Aussicht vom Grödnerjoch aus!



Das Sellajoch selbst war eine kurze Angelegenheit mit einer netten Abfahrt. Die Aussicht war gut und einfach nur herrlich, kilometerweit konnte man über die Landschaft blicken und die Leute beneiden, die diesen Ausblick jeden Tag im Jahr haben könnten,,,

Der Langkofel!
Die Sellagruppe ganz nah!














Obligatorisch beim ersten Mal!


Der erste Schnee des Jahres...












Kurz bevor es rauf zum Pordoi ging, dem letzten Berg des Quartetts ging, machten wir eine Rast in einem Rifugio. Und das war eine Wohltat - aus zwei Gründen: Erstens habe ich einen Mechaniker einer Fahrradgruppe, die ausschließlich Colnago fuhren, dazu gebracht, mir die Schuhe zu säubern - er tat es bereitwillig, wofür ich ihm sehr dankbar bin! - und zweitens brachte mich das Essen erst recht auf Trab. Warmes Essen, Maispolenta mit einem halben Dutzend Scheiben Bergkäse.

Blick vom Rifugio aus... 
Der Pordoi lief dann wieder wie geschmiert: die Motivation kam zurück, die Kraft, die Lust, das gute Gefühl. Kurz gesagt: Ich überholte wieder und wurde nicht mehr überholt. Ein schönes Gefühl nach mehr als 5 Stunden der reinen Qual. Vielleicht war auch einfach der Kopf nicht frei. Auf jeden Fall hatte ich auch wieder das Bedürfnis, mich ein wenig zu quälen. Doch zunächst haben wir die lange und schöne Abfahrt vom Pordoi - die Auffahrt empfand ich jetzt nicht als übermäßig lang oder spektakulär, die Abfahrt hingegen scheint die eigentliche Auffahrt zu sein, die man getrost als "kehrenreich" und "wunderschön" bezeichnen kann. Zugegeben, die Auffahrt war nicht schlecht! Aber die im Vergleich zu der Abfahrt... Wie dem auch sei, die Abfahrt nutzten wir ausgiebig, um ein paar gestellte Fotos zu machen. Lohnt sich ja auch mal, für so etwas anzuhalten!


Ich sag mal nix dazu...
Hier oben lag immer noch ein wenig
Schnee, war auch dementsprechend warm
-
Blick auf den Col de Cuc





Bergabfahrt
Und noch einmal!

Blick auf die weite Bergwelt am 
Pordoi mit Blick in Richtung
Arabba 














Der Weg bis kurz hinter Buchenstein war recht entspannt, es ging meistens bergab und so rollte es sich auch gut. An der entsprechenden Abzweigung, von wo aus es wieder zum Hotel gegangen wäre, bog ich allerdings mit einem Mitbescheuertem noch ab und wollte zum Valparola hinauf. Was wir auch taten. Erst der Falzarego, dann der Valparola. Schönste Stelle: Als wir nebeneinander eine Kehre hinauf fuhren, ein Fuchs vor uns über die Straße zischte, auf dem benachbarten Feld stehen blieb und uns aufmerksam beobachtete. O-Ton meines Kollegen: "Sa ma, hab ich Hallus oda is der echt?" Er war echt. Ein schönes Erlebnis, gut zu vergleichen mit den Kühen am Valles!

Der Weg zum Valparola war dann recht entspannt. Auf knappen 12 Kilometern wurden 750 Höhenmeter gemacht, insgesamt war die durchschnittliche Steigung bei 6% und so waren wir innerhalb von einer guten Stunde auch oben. Und ich muss sagen: Gott sei Dank! Im Nachhinein wäre es ziemlich doof gewesen, diesen Berg nicht mitzunehmen. Zum einen ist es hier, im Gegensatz zur berühmten Sellaronda, relativ ruhig; zum anderen bietet die kehrenreiche Auffahrt mit den moderaten Steigungen die Möglichkeit, hier gut heraufzubolzen. Macht Spaß! Und lustigerweise war der härteste Abschnitt des Valparola der letzte Kilometer vom Falzarego zum Valparola! Aber da konnte man später gut runterkacheln!
Und abschließend war der Blick von Oben auch - wie immer - herrlich!

Es ist der Zwang, nur der Zwang!
Blick vom Valparola in Richtung
Falzarego
Und ein wenig mit den möglichen Filtern herumgespielt


Der restliche Weg war schnell und durchgehend bergab, bis auf den letzten Anstieg hinauf zum Hotel. Der war deutlich härter als am Vortag, aber das Abendessen wartete fast schon auf uns. Auch wenn wir das Hotel wechseln mussten, so konnten wir immerhin im selben Hotel wie am Vorabend zu Abend essen! Und der Vollständigkeit halber hier noch das Profil:


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